Editorial: Sie sind viel mehr als heisse Luft

Text: Katharina Kilchenmann

 

Es gibt Worte, die schlagen ein wie Bomben. Und einmal in die Welt gesetzt, entfalten sie unaufhaltsam ihre Wirkung: Sie können beleidigen, verletzen oder gar töten. Sie können trösten, befreien, beflügeln. Einige mögen leer sein, doch unterschätzen sollte man sie besser nicht. Denn, ob geschrieben, gelesen, ausgesprochen oder gedacht: Worte haben Kraft und schaffen Realität.

Im Anfang war das Wort

Das Johannesevangelium beginnt mit dem Satz: «Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.»

Durch das Wort Gottes entstanden Materie, die Welt und alle Wesen. Aber nicht nur in der Bibel, auch in den heiligen Schriften der Juden, Muslime und der Hindus wird versucht, das Unsagbare auszudrücken. In dieser «zVisite»-Ausgabe machen wir die Entwicklung religiöser Texte in einer Zeittafel deutlich. Wir lassen einen Muezzin zu Wort kommen, eine Bäuerin, die den Alpsegen ruft, einen Sprechcoach, der Predigten analysiert, und eine rhetorisch gewiefte Pfarrerin. Wir stellen ein Online-Magazin von und für Menschen mit Migrationshintergrund vor und fragen, was ein gutes Seelsorgegespräch ausmacht. Wir betrachten den Einfluss der Religionen auf ­unsere Alltagssprache und schreiben über das Schweigen, das als spirituelle Praxis überall auf dieser Welt anzutreffen ist. Schliesslich stellen vier ­Kalligrafen Worte aus ihrer Glaubenswelt als Bilder dar.